2
dunkler. Da weinte das Kind und betete zum lieben Gott das
Gebetchen, welches es von seiner Mutter gelernt hatte. Und
alsbald sah es einen Hellen Stern über dem Walde aufgehen,
wo der Vater Herkommen mußte; und es sprach: „Ach schöner
Stern, leuchte doch meinem Vater, daß er den Weg' nach Hause
finde." Und der Stern leuchtete immer heller und kam immer
näher, und bald hörte das Kind seines Vaters Stimme und lief
ihm entgegen und küßte ihn.
3. Großmütterchen.
Groß Mütterchen sitzt im Lehnstuhl gebückt,
im Schoß gefaltet die Hände;
man sieht, daß der Jahre Last sie drückt,
sie denkt wohl ans Lebensende.
Der Schnee des Alters, das weiße Haar,
umrahmet Stirn und Wangen;
es sind ja mehr als siebenzig Jahr
darüb er hinweg g eg ang cn.
Das Auge, das sonst in lichtem Glanz
nur Lust und Freude verkündet,
ist jetzt umnachtet mtb fast ganz
seit Jahren schon erblindet.
Das Herz jedoch, das im Busen sie trügt,
das Herz ist dasselbe geblieben,
mit gleicher Wärme, wie sonst, es schlägt
für alle seine Lieben.
Es zieht mich hin, zu Füßen ihr
tnuß ich mich niederknieen,
mit Küssen bedecken die Hand, die mir
so unendlich viel Gutes verliehen.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
19
der die Kinder gewahr wurde, rief er: „Guten Abend, Kinder-
chen, was macht ihr so spät auf dem Felde?" Die Kinder waren
anfangs erschrocken: als sie aber sahen, daß der Mond freundlich
lächelte, faßten sie ein Herz und sprachen: „Ach, wir haben uns
verspätet, und nun finden wir den Weg nicht mehr zu unserer
Mutter, weil es Nacht ist." Und sie weinten so laut, daß es
den guten Mond rührte. Da sprach er zu ihnen: „Wenn ihr
das Haus wohl kennt, wo eure Mutter wohnt, so will ich euch
ein wenig leuchten, daß ihr den Weg findet." Und der Mond
leuchtete ihnen so helle, als wenn es wieder Tag geworden wäre,
und die Kinder faßten Mut und eilten, so viel sie konnten, und
fanden glücklich den Weg. Als sie vor der Hausthür standen,
sagten sie: „Schönen Dank, lieber Mond, daß du uns geleuchtet
hast!" Er antwortete: „Es ist gern geschehen. Aber eilt nun,
daß ihr zu eurer Mutter kommt; denn sie hat sich schon viel
um euch geängstigt."
33. Das Fünkchen.
(Curtirían.)
Das Kind hatte mit dem Fünkchen gespielt, obgleich seine
Mutter es schon oft verboten hatte. Da war das Fünkchen fort-
geflogen und hatte sich ins Stroh versteckt. Aber das Stroh
fing an zu brennen, und es entstand eine Flamme, ehe das Kind
daran dachte. Da wurde es dem Kind bange, und es lief fort,
ohne jemandem etwas von der Flamme zu sagen. Und da niemand
Wasser darauf schüttete, ging die Flamme nicht aus, sondern
breitete sich im ganzen Hause aus. Als sie an die Feustervor-
hänge kam, wurde sie ttodj größer, und das Bett, worin sie des
Nachts schliefen, brannte hell auf, und die Tische und die Stühle
und die Schränke und alles, was der Vater und die Mutter
hatten, das wurde vom Feuer gefaßt, und die Flamme wurde
so hoch wie der Kirchturm. Da schrieen alle Leute vor Schrecken,
die Soldaten trommelten, die Glocken läuteten; es war fürchter-
lich zu hören und die Flamme schrecklich zu sehen. Nun fing
man an zu löschen mit Wasser, das man in das Feuer schüttete
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
20
und spritzte; aber es half nicht eher, als bis das Haus zusam-
mengebrannt und nur noch ein wenig Kohlen und ein bißchen
Asche übrig war. Da hatten nun die Eltern des Kindes kein
Haus mehr und kein Plätzchen, wo sie wohnen und wo sie schlafen
konnten, und auch kein Geld, um sich ein neues Haus und neue
Betten und Tische und Stühle zu kaufen. Ach, wie weinten da
die armen Eltern. Und das Kind, das mit dem Fünkchen ge-
spielt hatte, war schuld daran.
34. Beim Lampenlicht.
(Hagenbach.)
Die Mutter hat das Licht gebracht;
nun, Kinder, flugs herbei!
Den runden Tisch zurecht gemacht,
die Stadt, das Lager und die Jagd
und auch die Schäferei.
Wie steht das neue Reiterheer
so prächtig hier zur Schau!
Dort weiden Wolf und Leu und Bär,
als ob's im Paradiese wär',
beim Schäflein auf der Au.
Und dieser bunte Kasten hier
ist Noahs feine Arch';
draus quillt hervor gar manches Tier,
darunter liegt begraben schier
der fromme Patriarch.
Auch fehlt der Turm zu Babel nicht:
Bauhölzer, groß und klein,
eins auf das andre aufgeschicht't,
bis alles risch zusammenbricht:
O weh! der Turm fällt ein!
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
76
126. Der lügenhafte Hirtenknabe.
(O. Schulz nach Schmid.)
Ein Hirtenknabe hatte sich das Lügen angewöhnt und meinte,
im Scherz dürfe man schon lügen. Oft rief er mit ängstlicher
Stimme: Ein Wolf! ein Wolf! Wenn dann die andern Hirten
zusammenliefen, lachte er sie aus, daß sie so leichtgläubig wären.
Eines Tages fiel wirklich ein Wolf in die Herde des Knaben
ein. Da rief er wie -sonst: Ein Wolf! ein Wolf! Aber die
Hirten dachten: Dich kennen wir schon! Darum eilte auch keiner
zu Hilfe, und der Wolf würgte ungestört in der Herde des
Knaben. Als der Knabe nachher darüber klagte, mußte er das
Sprüchlein hören:
Einem Lügner glaubt man nicht,
wenn er auch die Wahrheit spricht.
127. Ich mag nicht lügen.
(Schlez.)
Einem Knaben hatte jemand ein kleines Beil zum Spielen
gegeben. Daran hatte er seine große Freude und hieb damit,
wie es eben traf, und es traf manchmal hin, wo es nicht gut
war. Wie der Kleine mit dem Beile auf der Schulter auch in
den Garten kam, dachte er: „Nun will ich ein tüchtiger Holz-
hauer sein," und fing an und hieb seines Vaters schönstes Nuß-
bäumchen um.
Den andern Tag kam der Vater in den Garten, und als
er das schöne Bäumchen welk am Boden liegen sah, wurde er
betrübt und zornig. „Wer mir das gethan hat," rief er, „der
soll mir's schwer büßen!" Aber wer es gethan hatte, das wußte
kein Mensch außer einem; der stand gerade hinter der Hecke,
hörte, wie der Vater so zürnte, und wurde feuerrot. Es ist
schlimm! dachte er; aber wenn ich's verschwiege, so wär's eine
Lüge, und lügen mag ich nicht. So trat er denn schnell in den
Garten zum Vater und sagte: „Vater! ich habe das Bäumchen
umgehauen; es war dumm von mir." — Da sah der Vater
den Knaben an, und er machte wohl noch ein ernsthaftes Ge-
sicht; — aber er zürnte nicht mehr.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
77
Der kleine Knabe lebte in Amerika und wurde nachher ein
braver Mensch und dazu ein gewaltiger General, hat auch sein
Leben lang die Lüge gehaßt. Er hieß Georg Washington.
128. Fritz Ob erlin.
(Rothert.)
Fritz Oberlin, der zwölfjährige Sohn eines wackern Pro-
fessors in Straßburg, ging eines Tages über den Markt. Da
sah er, wie einige ungezogene Knaben einem Bauernweib ihren
Korb mit Eiern vom Kopfe stießen. Das Weib war trostlos.
Fritz sieht die Buben mit einem durchbohrenden, strafenden Blick
an, schilt ihre Unart mit dem ihm eigenen Mute tüchtig aus
und tröstet das weinende Weib. Dann bittet er sie, etwas zu
warten, inib läuft spornstreichs nach Hause zu seiner Sparbüchse,
die, wie er weiß, voll ist. Im Fluge kommt er zurück, schüttet
den ganzen Inhalt der Sparbüchse in die Schürze der über-
raschten Bäuerin aus und ist auch sogleich wieder fort, ohne
ihren Dank abzuwarten.
Ein andermal kam er auf dem Markte zu Straßburg an
der Bude einer Kleinhändlerin vorbei. Er sah, wie eine alte,
arme Frau vergeblich bemüht war, von dem Preise eines Klei-
dungsstücks, das sie notwendig brauchte, etwas abzuhandeln. Der
Alten fehlten noch einige Pfennige an der kleinen Summe, von
welcher die Trödlerin nicht abgehen kann und will. Mehr aber
hat nun einmal jene nicht, als sie bietet. Traurig geht sie wei-
ter. Da springt Fritz zu der Trödlerin hin, drückt ihr das noch
fehlende Geld in die Hand und sagt leise zu ihr: Rufet jetzt
die arme Frau zurück und lasset ihr den Rock! Darauf läuft er
davon.
129. Der Schmied.
(Curtman.)
Neben dem Hause meiner Eltern wohnte ein alter Schmied,
ein gar guter Mann, obgleich er schwarz im Gesicht aussah, so
daß manche Kinder sich vor ihm fürchteten. Ich fürchtete mich
aber nicht, sondern ging alle Tage zu ihm und sah ihm zu, wie
er in seiner Werkstatt arbeitete. Da zog er einen großen Blas-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Georg_Washington Fritz Rothert Fritz_Oberlin Fritz Fritz
83
Die Mutter erschrak und sagte: „Gieb das Geld den Augen-
blick wieder zurück! denn es ist gewiß aus Versehen in den Teig
hinein gekommen."
Franziska trug es zurück. Allein der wohlthätige Mann
sprach: „Nein, nein, es war kein Versehen. Ich habe das Geld
in das kleinste Brot Hineinbacken lassen, um dich, du gutes Kind,
zu belohnen. Bleibe immer so genügsam, friedfertig und nach-
giebig. Wer lieber mit dem kleinern Brote zufrieden ist, als um
das größere zankt, dem bringt es reichlichern Segen, als wäre
Geld in das Brot hinein gebacken.
Genügsam, friedlich, dankbar sein,
bringt mehr, als Zanken, Streiten ein.
135. Die zwei Wanderer.
(Nach Krummacher.)
Zwei Wanderer zogen gemeinsam iiber Land. Als sie unter-
wegs ausruhten in einer Herberge, erscholl plötzlich das Geläut
der Glocken und ein Geschrei, daß eine Feuersbrunst in dem Dorfe
sei. Da sprang der eine Wanderer auf, warf seinen Stab und
Bündel von sich, um eilends zu helfen; der andere aber hielt ihn
zurück und sprach: „Weshalb sollen wir hier verzögern? Sind nicht
Hände genug zum Helfen? Was kümmern uns die Fremden!"
Aber jener hörte nicht auf die Rede, sondern lief hinaus
zu dem brennenden Hause; nun folgte der andere langsam und
stand und sahe zu von ferne.
Vor dem brennenden Hause aber stand eine Mutter wie
erstarrt und rief: „Meine Kinder! meine Kinder!" Als der Fremd-
ling solches horte, sprang er in das brennende Haus zwischen die
krachenden Balken, und die Flamme schlug um ihn her. Das
Volk aber ries: „Der ist verloren!"
Als man aber harrete eine Weile, siehe, da trat er hervor
mit versengtem Haar und trug zwei Kindlein auf den Armen
und brachte sie der Mutter. Da umarmte sie die Kinder und
fiel dem Fremdling zu Füßen. Dieser aber hob sie auf und tröstete
sie. Unterdessen stürzte das Haus zusammen. Als er nun zu
seinem Gefährten zurückkam, sagte dieser: „Wer hieß dich doch
6*
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
lief): „Schöllen Dank! Wenn ich zurückkomme, will ich es thun; jetzt bin
ich noch nicht müde." Darauf traf er die Maiblume an, die sprach:
„Komm zu mir und rieche meinen Duft!" Der Knabe ging hin, und weil
sie so lieblich roch, sprach er: „Maiblümchen, ich will dich mitnehmen zu
meiner Mutter." Und die Blume war es zufrieden. Nun erblickte er
die rote Erdbeere; die rief ihm auch zu: „Komm, pflücke mich, ich bin
reif." Da antwortete der Knabe: „Erdbeerchen, dich will ich meiner
Schwester mitnehmen." Und sie ließ sich gerne brechen. Zuletzt kam der
Knabe zu der Tollkirsche; die ries ihm auch zu: „Komm, iß mich, ich bin
reis." Der Knabe aber antwortete: „Ich will dich nicht essen, du siehst
mir giftig aus. Aber ich will dich abbrechen und meinem Vater zeigell,
der kennt dich besser als ich."
202. Die Kinder im Walde.
(Pocci.)
Es blieben einst drei Kinder stehn,
die grad zur Schule sollten gehn.
Sie dachten dies ulid dachten das,
das Lernen sei ein schlechter Spaß,
und sprachen dann mit leichtem Sinn:
Ei, laßt uns doch zum Walde hin!
Das Spielen ist der Tierlein Brauch,
laßt spielen uns mit ihnen auch.
Sie luden dann im Walde ein
zum Spiel die Tiere groß und klein.
Doch sprachen die: Es ist uns leid,
wir haben jetzo keine Zeit.
Der Käfer brummte: Das wär' schön,
wollt' ich mit euch so müßig gehn.
Ich muß aus Gras ein Brücklein bauen,
dem alten ist nicht mehr zu trauen.
Am Ameishaufen schlichen sie
ganz leis vorbei, ich weiß nicht wie,
und liefen vor dem Bienlein schier,
als wär' es gar ein giftig Tier.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
136
Menschen, damit sie sehen, daß ich nun bald kommen werde mit allen
meinen Kindern." „Aber," spricht dann das Glöckchen, „du hast uns ja
gesagt, daß es rauh, kalt und garstig ist, wenn der Winter auf der Erde
ist. Muß ich armes Blümchen da nicht erfrieren und umkommen?" „Thue
nur nach meinem Gebote," erwiderte der Frühling, „ein gutes Kind ge-
horcht stets gern, auch wenn es den Willen seines Vaters nicht versteht.
Weil du aber ein folgsames und verständiges Kind bist, so will ich dir
sagen, warum du unter allen zuerst und allein hinaufgeschickt wirst auf
die Erde, wo noch rauher Winter ist. Der liebe Gott hat deine Blätter
und Blumen so gemacht, daß dir die rauhe kalte Luft und der garstige
Schnee gar nichts schaden, so daß du gerade da am schönsten grünen und
blühen kannst. Deine Schwestern würden aber verkümmern und sterben,
denn was der eine thun und vertragen kann, das kann nicht auch jeder
andere."
Da gehorchte das Schneeglöckchen und bohrte seine spitzigen schmalen
Blätter und Blütenknospen durch die harte Erde und durch den kalten
Schnee und fing an zu blühen. Und siehe da, es kam gerade so, wie es
der Frühling vorausgesagt hatte. Die Sonnenstrahlen wärmten noch
wenig, und der Schnee, der es rings umgab, und die kalte rauhe Luft,
die für andere Blumen Tod und Verderben gewesen wären, färbten die
Blätter des Schneeglöckchens mit einem herrlichen Grün, und seine Blüten
mit reinem Schneeweiß. Es fror nicht, sondern war ganz warm und
frohen Mutes, so daß es sich seiner ersten Furcht schämte und wohl ein-
sah, wie der liebe Gott alles machen kann, wie er will.
213. Frühlings Ankunft.
(Vulpius.)
Der Lenz ist angekommen.
Habt ihr es nicht vernommen?
Es sagen's euch die Vögelein,
es sagen's euch die Blümelein:
„Der Lenz ist angekommen!"
Ihr seht es an den Feldern,
ihr seht es an den Wäldern:
der Kuckuck ruft, der Finke schlägt,
es jubelt, was sich froh bewegt:
„Der Lenz ist angekommen!"
Hier Blümlein ans der Heide,
dort Schäflein auf der Weide —
ach, seht doch, wie sich alles freut!
Es hat die Welt sich schön erneut:
„Der Lenz ist angekommen!"
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
143
Die Kinder freuten sich nicht eben so sehr ans das Essen, sondern
daraus, daß es gleich nach dem Essen fortgehen sollte anss Land. Hoch-
seld hatte dort einen Freund, welchen er mit seinen Kindern besuchen
wollte, und darum waren die Kinder vergnügt. Der Weg, der dahin
führte, war so schön, und die Kinder des Freundes so gefällig und so
gut.
Der Mittag kam. Alles sitzt bei Tische, und vor Freude essen sich die
Kleinen kaum satt. Sie denken an ihre kleinen Freunde aus dem Lande;
sie sinnen sich schon schöne Spiele aus, die sie spielen wollen, und sie
erwarten ungeduldig den Augenblick, wo der Vater ausstehen wird.
Ehe man anssteht, tritt der Briefträger ein und bringt ein großes
Pack Briese, welche der Vater mit ernstem Gesicht durchlieft.
„Kinder," sagt er, nachdem er die Briese gelesen hat, „ich bedaure
euch! Diese Briefe hier muß ich sogleich beantworten, und vor vier Uhr
werde ich damit nicht fertig. Ihr seht selbst, daß es dann zum Gehen
zu spät ist!"
Die freundlichen Gesichter der Kinder sind aus einmal verschwunden.
„O da ist's mit unserer Freude wieder nichts?" sagt Heinrich. — „Kön-
nen die Briese denn nicht bis morgen warten?" fragen Lotte, Henriette
und Muthe.
„Nicht gleich so niedergeschlagen," spricht der Vater — „die Freude
bleibt euch ja immer noch für einen andern Tag! Und für heute hab'
ich doch noch ein anderes Vergnügen für euch, sobald ich mit meinen
Briefen fertig sein werde."
Die Kinder hören kaum daraus; und aus dem Vergnügen, das ihnen
der Vater verspricht, scheinen sie sich wenig zu machen.
„So hübsch," sagen sie, „kann es doch lange nicht sein, als wenn
wir dorthin gegangen wären!" und fragen nicht einmal darnach, was für
ein Vergnügen es sei.
Der Vater geht aus seine Stube und schreibt die Briese.
2.
Bald nach vier Uhr kommt der Vater mit den versiegelten Briefen.
„Ich bin fertig," sagt er, „und wenn ihr wollt, so können wir ein wenig
in unsern Garten gehen!"
„I ja!" sprachen die Kinder ganz gleichgültig, und machteil sich fertig.
Sie waren lange nicht im Garten gewesen, denn er lag nicht dicht am
Hause, und doch war es ihnen heut so angenehm nicht als sonst, in den
Garten zu gehen — sie wären viel lieber ans dem Lande gewesen. Aber
wie sie in dem Garten waren, vergessen sie bald das Land.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Lotte Henriette
150
233« Weihnachtslied.
(Hoffmann t>. Fallersleben.)
Morgen kommt der Weihnachtsmann,
kommt mit seinen Gaben.
Trommel, Pfeifen und Gewehr,
Fahn' und Säbel und noch mehr,
ja, ein ganzes Kriegesheer
möcht' ich gerne haben!
Bring uns, lieber Weihnachtsmann,
bring auch morgen, bringe
Musketier und Grenadier,
Zottelbär und Panthertier,
Roß und Esel, Schaf und Stier,
lauter schöne Dinge!
Doch du weißt ja unsern Wunsch,
kennst ja unsre Herzen.
Kinder., Vater und Mama,
auch sogar der Großpapa,
alle, alle sind wir da,
warten dein mit Schmerzen.
234. Der Jahrmarkt.
(Goethe.)
Liebe Kindlein,
kauft ein!
Hier ein Hündlein,
hier ein Schwein;
Trommel und Schlägel,
ein Reitpferd, ein Wügel,
Kugel und Kegel,
Kistchen und Pfeifer,
Kutscher und Läufer,
Husar und Schweizer;
nur ein paar Kreuzer,
ist alles dein!
Kindlein, kauft ein!
235. Weihnachten.
(Curtman.)
Wie trüb sind die Tage des Dezembers, wie lang die Nächte! Es
will gar nicht hell werden, und man muß des Morgens bei Licht auf-
stehen und selbst in der Schule Licht anzünden. Dennoch ist diese Zeit
voll Freuden für die Kinder; denn das Christkindchen wird bald bescheren.
Darauf denkt jetzt das ganze Haus; die Mutter sucht die Gaben im
Stillen aus, und die Kinder raten und hoffen, was sie wohl empfangen
werden.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]